Musikland Tirol

Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum Institut für Tiroler Musikforschung Tiroler Volksliedarchiv

Konzertprogramm 2007

Festival Tiroler Musik

Patronanz
Dr. Erwin Koler
Landesrat für Kultur

TIROLER MUSIKFEST

Samstag, 7. Juli 2007

Stams, Pfarrkirche und Dorf

15 Uhr: Festmesse in der Pfarrkirche von Stams Musik zur Liturgie mit Liedern Südtiroler Kirchensinger Pro-Arte-Chor Fulpmes, Leitung: Ingrid Posch 16 Uhr: Festliches Läuten der Kirchenglocken der Stamser Pfarrkirche

16.30 Uhr: TirolMusik
am Stamser Dorfplatz mit Sängern und Musikanten der Region sowie aus Nord-, Ost- und Südtirol. Außer den von uns eingeladenen Musikanten und Sängern kann sich auch das Publikum auf mitgebrachten Instrumenten oder mit Liedern aktiv beteiligen. Kulinarium mit Spezialitäten aus Tirol.

20 Uhr: Serenade: Tiroler Blasmusik
am Stamser Dorfplatz Musikkapelle Stams, Leitung: Herbert Gruber

22.30 Uhr:
Projekt Nachtklänge in Zusammenwirken mit der Kulturkooperative Stams Idee: Manfred Schneider, Creation: Othmar Senn

Das Tiroler Musikfest soll künftig alljährlich in einer anderen Tiroler Gemeinde stattfinden. Ausgangspunkt der ersten Veranstaltung ist Stams im Tiroler Oberland. Die Intention ist insbesondere, die Vielgestaltigkeit und Multifunktionalität von musikalischen Ereignissen im ländlichen Raum zu präsentieren, als Fest der Musik in Gemeinschaft von unterschiedlichsten traditionellen und aktuellen Ausdrucksformen, eine Begegnung sowie der Versuch gegenseitiger Anerkennung und Wertschätzung.

FESTKONZERT

Samstag, 14. Juli 2007, 16.30 Uhr: öffentliche Generalprobe
Samstag, 14. Juli 2007, 20 Uhr: Konzert (1. Aufführung,
geschlossene Veranstaltung für die Sch llerbank)
Sonntag, 15. Juli 2007, 20 Uhr: Konzert (2. Aufführung)
Stams, Stiftsbasilika

Johann Rufinatscha (1812 Mals/Südtirol Wien 1893)
Orchesterwerke
Ouvertüre Innerer Kampf, Innsbruck (?) um 1834
Ouvertüre in C-Dur, Wien um 1842
Symphonie Nr. 6 in D-Dur, Wien um 1865 (Welturaufführung)

Cappella Istropolitana (Bratislava) Dirigent: Edgar Seipenbusch

Johann Rufinatscha ist der bedeutendste Symphoniker Tirols. Es erstaunt, dass posthum seine Werke nicht mehr zur Kenntnis genommen wurden. Allein die Musiksammlung des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum hat sich in letzter Zeit seiner Musik angenommen und in einer Reihe von Konzerten und CD-Produktionen auf den aus dem Südtiroler Vinschgau stammenden Komponisten aufmerksam gemacht. Rufinatschas Ouvertüre Innerer Kampf stammt vermutlich noch aus seinen Innsbrucker Jahren, wo er sein Musikstudium am Musikverein 1832 mit ausgezeichnetem Erfolg abgeschlossenen hatte und nun vor einer entscheidenden Wende seines Lebensweges stand. Der Entschluss, nach Wien zu gehen, um das Musikstudium zu vervollkommnen und als Komponist Karriere zu machen, war gewiss auch von inneren Zweifeln und Unsicherheiten bestimmt. Seinen Seelenzustand der damaligen Zeit hat Rufinatscha mit dieser Ouvertüre gewissermaßen als symphonische Dichtung auszudrücken versucht. Dieses Stück stand neben seiner 1. Symphonie (ebenfalls in D-Dur) auf dem Programm des Premierenkonzertes, mit dem er sich in Innsbruck im Oktober 1844 erstmals als Symphoniker vorstellte. Für sein Wien-Debüt am 22. Februar 1846 wählte Rufinatscha wiederum diese Ouvertüre. In der Wiener Zeitung wurde daraufhin dem Werk bescheinigt, dass es sehr schön und effektvoll gearbeitet, trefflich instrumentirt, voll Frische und Melodienreichthum sei. In den späten Sechzigerjahren des 19. Jahrhunderts hatte Rufinatscha offensichtlich den Zenit seiner Schaffenskraft und öffentliche Anerkennung im Wiener Konzertbetrieb erreicht. Der Zyklus der ordentlichen Konzerte der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien begann am 24. März 1867 mit der Aufführung von Rufinatschas Ouvertüre in C-Dur, gefolgt von Werken Schumanns, Mendelssohn Bartholdys, Herbecks und Beethovens. Am Dirigentenpult stand der Wiener Hofkapellmeister Johann Herbeck, mit dem Rufinatscha engen Kontakt gepflegt haben dürfte. Die gegenseitige Wertschätzung beider drückt sich nicht zuletzt darin aus, dass Rufinatscha die vierhändige Fassung seiner 6. Symphonie Herbeck freundlichst zugeeignet hatte. Diese Bearbeitung erschien als Rufinatschas Opus 13 im Druck 1870 bei Gotthard in Wien. Die vertraute Beziehung Rufinatschas zu Herbeck mag auf Brahms zurückgehen. Johann Rufinatscha gehörte nämlich zum Freundeskreis von Johannes Brahms, zu der von Brahms" Biographen Max Kalbeck beschriebenen Tafelrunde der Professoren, die sich während der Sechzigerjahre um den Meister versammelte. Mit Brahms verband Rufinatscha nicht nur ein ähnliches Lebensschicksal, indem beide ihr Künstlerdasein in Wien als Junggesellen zubrachten, sondern darüber hinaus eine tiefe Seelenverwandtschaft, die sich in der intentional ähnlichen Atmosphäre ihrer musikalischen Stilistik unzweifelhaft offenbart. Brahms war ein unerklärbares Genie, seine Musik gehört zu den großen Wundern und Geheimnissen der Welt, dennoch ist in Rufinatschas Werk schon Vieles an zukunftsweisenden Novitäten vorweggenommen.

Die 6. Symphonie in D-Dur ist Rufinatschas letztes Orchesterwerk. Er hat diese überaus beachtliche Komposition vermutlich um 1865 geschaffen, in einer Zeit also, in der Anton Bruckner in Wien ansässig wurde und die Reihe von dessen großen Meisterwerken erst begann. Bruckner war wie Rufinatscha Schüler des Musiktheoretikers Simon Sechter. Nicht zuletzt mag der Einfluss des berühmten Lehrers bestimmend gewesen sein, dass in Rufinatschas Musik schon manches Detail von dem atmosphärisch anklingt, was erst das Genie Bruckner idealtypisch vollendete. Rufinatscha ist gewissermaßen ein Vorgänger und Vorbereiter der großen romantischen Symphonie in Wien. Sein bleibendes Verdienst ist es, schon in seinen früheren Symphonien um 1845 den für die große Wiener Symphonik so typisch werdenden Ausdruckscharakter des Feierlichen in die symphonische Literatur eingeführt zu haben. Rufinatscha hat mit seiner 6. Symphonie in D-Dur ein Abschiedswerk geschaffen. Er war sich dessen sichtlich bewusst und hat alle seine Fertigkeiten in diese Komposition gelegt. Es war ihm nicht vergönnt, sein Meisterwerk im Konzertsaal zu hören, und es gehört zu den tragischen Fakten seiner Biographie, dass gerade diese Komposition, mit der er nahezu alle hochgestellten Erwartungen einlösen konnte, vom öffentlichen Konzertbetrieb ignoriert wurde. Rufinatscha wurde mit der Tatsache konfrontiert, dass seine Musik nicht mehr aktuell gefragt war, glaubte aber an die fortwirkende Qualität seiner Kunst. Im Jahr 1887 übersandte er darum wohl auch dem Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum 15 autographe Partituren zur dauernden Aufbewahrung. In diesem Fundus befindet sich die Partitur der

6. Symphonie in D-Dur samt dem sorgfältig für alle Pulte ausgeschriebenen Stimmenmaterial, sicherlich ein Indiz, dass Rufinatscha an eine von Innsbruck aus initiierte Aufführung glaubte. Wie sehr sich Rufinatschas Rückbesinnung auf seine Tiroler Heimat als vorausschauend bewahrheitet hat, mögen die konsequenten Wiederentdeckungen und die akustische Dokumentation seines Werks durch die Musiksammlung des Tiroler Landesmuseums erweisen (nach Kammermusik seit 1999 zuletzt 2006 die Symphonien Nr. 1 in D-Dur und Nr. 5 in h-Moll: CD Klingende Kostbarkeiten aus Tirol 43, Institut für Tiroler Musikforschung Innsbruck 2006).

11. TIROLER TAGE FÜR KIRCHENMUSIK

Samstag, 28. Juli 2007, 16.30 Uhr: öffentliche Generalprobe
Samstag, 28. Juli 2007, 20 Uhr: Konzert (1. Aufführung)
Sonntag, 29. Juli 2007, 10.30 Uhr: Pontifikalamt (Netzer)
Sonntag, 29. Juli 2007, 20 Uhr: Konzert (2. Aufführung)
Stams, Stiftsbasilika

Johann Baptist Gänsbacher (1778 Sterzing Wien 1844)
Requiem in Es-Dur, Urfassung, Brunnersdorf/Böhmen 1811

Josef Netzer (1808 Zams Graz 1864)
Festmesse in B-Dur, Wien um 1836
Graduale Benedicam Dominum in omni tempore
Graduale Justus ut palma florebit
Offertorium Omnes gentes plaudite
Fuge für Streicher in cis-Moll

Vokalsolisten, Chor und Orchester des Ferdinandeums Dirigent: Josef Wetzinger

Johann Baptist Gänsbacher war eine vielseitige Persönlichkeit, zu dessen Biographie die Beteiligung an den Tiroler Freiheitskämpfen ebenso gehört wie der innige Freundschaftsbund, der ihn mit Carl Maria von Weber bis zu dessen Tod 1826 verband. Gänsbacher erreichte 1824 am Höhepunkt seiner künstlerischen Laufbahn die Stellung des Domkapellmeisters zu St. Stephan in Wien, die er bis zu seinem Tode innehatte. Gänsbachers Requiem in Es-Dur ist wohl seine einst berühmteste Komposition, zu deren Entstehung er in seiner Autobiographie Denkwürdigkeiten aus meinen Leben schreibt: Im Frühjahr 1811 schrieb ich in Brunnersdorf ein großes Requiem für die Gräfin Althann und übergab es ihrer Tochter, der Excellenz Gräfin Firmian, mit folgender Dedication: Ihrer hochseligen Mutter, die mich lebend mit Wohltaten und Gnaden überhäufte und den letzten Beweis davon noch in ihrem letzten Willen so gütig zu erkennen gab, ist dieses Werk aus inniger Dankbarkeit geweiht Am 20ten Juny, dem Sterbetag der seligen Gräfin, wurde mein Requiem zum erstenmahl in Brunnersdorf von dem Schulpersonale und den Bauern des Dorfes unter meiner Leitung recht brav aufgeführt. Ich spielte dabey die Orgl. Über viele Jahre war Gänsbacher ein vertrauter Freund der gräflichen Familie Firmian. Das erhabene Werk zählte in der Folge zum Repertoire zahlreicher Chöre und erklang wiederholt vor allem auch in der Wiener Hofkapelle zu repräsentativen Trauerakten. In Gänsbachers Heimat Tirol knüpfen sich Aufführungen von seiner Meisterkomposition vorwiegend an das Gedenken Andreas Hofers und anderer Landesverteidiger. Carl Maria von Weber hat das Werk 1814 in Prag aufgeführt und berichtete seinem Freund Gänsbacher: Es ging gut und ich war im Geiste bei dir, es ist ein treffliches Werk und ich hätte Dich dafür küssen mögen. Einem Bekannten hatte Weber bereits 1811 mitgeteilt: Gänsbacher hat ein Requiem geschrieben, das ganz vortrefflich ist, es ist so neu im Plan, himmelweit von Voglers verschieden (der berühmte Musiktheoretiker Georg Joseph Vogler war Webers und Gänsbachers Kompositionslehrer), so kräftig, so fließend und gelehrt, ohne Schwulst, daß es mich wahrhaft hingerissen hat.

Als Josef Netzer um 1827 als junger Absolvent des Innsbrucker Musikvereins nach Wien kam, um seine Studien fortzusetzen, begab er sich zuerst in die Obhut seines berühmten Tiroler Landsmanns Johann Baptist Gänsbacher. Dieser konnte allerdings die hochgesteckten Erwartungen des jungen Romantikers, der inzwischen mit Franz Schubert innige Freundschaft geschlossen hatte, nicht erfüllen. So nahm Netzer Unterricht bei Simon Sechter, dessen konsequente Lehre ihm den gewünschten Erfolg versprach, und der er sich mit ganzer Hingabe widmete. Zum Abschluss der strengen mehrjährigen Schulung durch Sechter schuf Netzer, wohl vor allem aus Dankbarkeit, als erste Komposition seine einzige Messe und vermutlich auch die beiden Graduale sowie das Offertorium. Die Messe wurde 1839 in der Innsbrucker Pfarrkirche St. Jakob uraufgeführt und fand den Beifall aller Kenner, wie der Berichterstatter im Tiroler Boten hervorhob. Netzers Zukunft als Komponist lag nicht auf dem Gebiet der Kirchenmusik, sondern erlangte ihre Bestimmung im Bereich der Symphonik und Oper, wo ihm überzeugende Werke gelangen. Seine Oper Mara wurde ein überregionaler Erfolg. Seine vier großartigen Symphonien sind auf CDs des Instituts für Tiroler Musikforschung dokumentiert (Klingende Kostbarkeiten aus Tirol 40/2005 und 45/2006).

TIROLER SYMPHONIE

Samstag, 11. August 2007, 16.30 Uhr: öffentliche Generalprobe
Samstag, 11. August 2007, 20 Uhr: Konzert (1. Aufführung)
Sonntag, 12. August 2007, 20 Uhr: Konzert (2. Aufführung)
Stams, Stiftsbasilika

Johann Baptist Gänsbacher (1778 Sterzing/Südtirol Wien 1844)
Symphonie in D-Dur, Brunnersdorf/Böhmen 1807

Johann Rufinatscha (1812 Mals/Südtirol Wien 1893)
Symphonie Nr. 2 in Es-Dur, Wien 1840

Matthäus Nagiller (1815 Münster/Tirol Innsbruck 1874)
Symphonie Nr. 1 in c-Moll, Paris 1845

Cappella Istropolitana (Bratislava) Dirigent: Edgar Seipenbusch

Johann Baptist Gänsbacher vollendete seine einzige Symphonie am 19. Juli 1807 auf dem Landgut Brunnersdorf der gräflichen Familie Firmian, in der er wie ein Sohn verkehrte. Über den Umstand der Entstehung hielt Gänsbacher in seiner Autobiographie fest: Im Sommer des Jahres 1807 componirte ich zur Anna-Namensfeyer der Gräfin Firmian und ihrer Mutter, der Gräfin Althann, eine große Sinfonie, welche im Schloss zu Brunnersdorf aufgeführt wurde. Eine weitere, auch öffentlich beachtete Aufführung fand am 25. Mai 1810 im Museum in Mannheim auf Anregung von Gänsbachers Freund Carl Maria von Weber statt.

Gänsbachers Symphonie ist das erste Werk dieser Gattung eines Tiroler Komponisten nach dem Modell, wie es die großen Wiener Klassiker vorgegeben haben. Die Entwicklungsgeschichte zu dieser idealtypischen Form der Symphonie wurde maßgebend auch von in Tirol tätigen Komponisten mitbestimmt. Insbesondere das Musikarchiv von Stift Stams enthält eine Vielzahl von vorklassischen Sinfonien, u.a. Werke von Johann Elias de Sylva (1716-1798), der als Vater der Tiroler Sinfonie gelten kann sowie Johann Michael Malzat (1749-1787) und vor allem von Johann Zach (1713-1773), dessen sinfonische Hinterlassenschaft im Stift Stams von überregionaler Bedeutung ist: Zach kann überhaupt als einer der ersten Komponisten angesehen werden, der das periodische Modell der Melodik stereotyp in die Sinfonik eingeführt hat. Gänsbacher hat mit Ausnahme seiner Symphonie in D-Dur, einer Ouvertüre, dem Klarinettenkonzert und dem charakteristischen Tongemälde: Tiroler Schützenfreuden keine Werke für Orchester komponiert. In jungen Jahren hat er sich neben groß angelegten repräsentativen Kompositionen für die Kirche vor allem der Kammermusik angenommen und eine Vielzahl von Stücken in unterschiedlichster Besetzung geschaffen, die an bedeutenden Druckorten wie Augsburg, Berlin, Wien oder München zum Teil auch veröffentlicht wurden.

Seine Symphonie ist jedoch ein engagiertes Werk, das ihm auch Talent in der Behandlung des großen Orchesterapparats bescheinigt. Instrumentation und Form entsprechen weitgehend dem Muster, wie es Beethoven vorgegeben hatte und das als Maß aller Komponisten der damaligen Zeit galt. Bemerkenswert ist der zweite Satz, ein brillantes Scherzo, sowohl in seiner Faktur wie in der Stellung in der Gesamtarchitektur des Zyklus. Auch das Andante mit einer eher unkonventionellen Gestaltung in Variationsform verweist auf Gänsbachers Bemühen, über die Gelegenheit hinaus neue Details einzubringen.

Während bei Gänsbacher die Beschäftigung mit Orchesterkompositionen von untergeordneter Bedeutung ist, hat Johann Rufinatscha die symphonische Komposition in den Mittelpunkt seines Wirkens gestellt. Seine gewiss auch überregionale Bedeutung auf diesem Gebiet ist nicht zu unterschätzen. Rufinatscha war in Wien tätig, zu einer Zeit des symphonischen Vakuums nach dem Tod der Klassiker und vor dem Auftreten Bruckners und Brahms". In den Vierzigerjahren des 19. Jahrhunderts hatte Rufinatschas Musik durchaus eine vernehmbare Stimme in Wien, und es ist nicht selbstverständlich, dass er allein 1846 vier Konzerte mit ausschließlich seinen Werken in der kulturell verwöhnten Kaiserstadt veranstalten konnte, wobei vom berühmten Wiener Hofopernorchester jeweils eine neue Symphonie den Mittelpunkt des Programms bildete. Die Resonanz bei Publikum und Kritik war zum Teil enthusiastisch. Die an sich kritische Wiener Presse beschied ihm großes Talent, vor allem als Symphoniker. Dies berechtigte zu den günstigsten Erwartungen. In der Tat sind diese Urteile nicht übertrieben, wenn man die Fülle stilistischer Innovationen in Rufinatschas Musikproduktion bedenkt; sie weist ihn als höchst beachtenswertes Mitglied der damaligen Avantgarde aus.



Rufinatschas 2. Symphonie in Es-Dur entstand 1840 in Wien und wurde am 22. Februar 1846 in Wien uraufgeführt. Der Berichterstatter der Wiener Zeitung vermerkt dazu: Den meisten Beifall erhielt die Symphonie in Es, besonders das weiche gemüthliche Andante derselben; die Komposition ist frei von sklavischer Nachahmung und bei einem so jungen Künstler eine Arbeit, die zu den günstigsten Voraussetzungen berechtigt, da sich darin ein reiner, fest gehaltener Styl und viel Unabhängigkeit ausspricht.

Im Unterschied zu den meisten späteren Kompositionen, die einen durchwegs ernsten, zuweilen herben Charakter haben, dominiert in der 2. Symphonie ein heiterer Ausdruck, der die damalige gelöste und hoffnungsfrohe Stimmung des Komponisten wiedergibt. Die Begegnung mit der neuartigen Orchestersprache, wie sie Rufinatscha bei den Wiener Auftritten Hector Berlioz" in den Jahren 1845 und 1846 erlebte, hat dann auf seinen Personalstil und die Form der nachfolgenden Symphonien wesentlichen Einfluss genommen.

Matthäus Nagiller



Zur Zeit der Wiener Auftritte des Franzosen Berlioz erlebte Matthäus Nagiller aus Münster im Tiroler Unterland mit seiner ersten Symphonie in Paris sein umjubeltes Debüt als Symphoniker. In der autographen Partitur ist vermerkt: Zum ersten Male aufgeführt in Paris in einem Concerte des Mozartvereins im Saale Herz am 15. März 1846 unter meiner Leitung. Nach Musikstudien am Innsbrucker Musikverein bei Martin Goller kam der überaus talentierte Student auf Empfehlung seines Lehrers an das Wiener Konservatorium und erhielt Kompositionsunterricht beim Wiener Vizehofkapellmeister Gottfried Preyer. Nagiller schloss diese Studien so erfolgreich ab, dass er 1840 in Wien einen 1. Kompositionspreis errang und so sein Opus 1, ein Lied mit Klavierbegleitung, in Druck geben konnte, gewidmet seinem damaligen Lehrer. Warum es den jungen Tiroler Komponisten in der Folge nach Paris drängte, ist nicht bekannt. Jedenfalls gelang ihm während seines siebenjährigen Aufenthalts in der Seine-Metropole eine nicht alltägliche Musikerlaufbahn. Nagiller gründete in Paris einen Mozart-Verein, einen deutschen Gesangsverein und veranstaltete mit ihm Konzerte. Schon nach kurzer Zeit wurde er am renommierten Pariser Conservatoire Professor für Komposition, wobei er viele, später teilweise berühmte Studenten nach seiner eigenen Methode unterrichtete. Nach der erfolgreichen Pariser Uraufführung gab es zahlreiche Aufführungen der 1. Symphonie Nagillers, vor allem in deutschen Städten, die dem Komponisten allgemein Anerkennung und Bewunderung einbrachten. Allein in Berlin wurde sein Meisterstück in der Singakademie im Winter 1846/47 sechsmal unter großem Beifall gegeben. Einige Monate vorher hatte Nagiller seinen symphonischen Erstling in Köln vorgestellt. In München hinterließ die engagierte Komposition mit ihrer Fülle originellster Gestaltungselemente ebenfalls nachhaltigen Eindruck, vor allem in der begeisternden Interpretation durch die ausgezeichnete k. Hofkapelle, wie Nagiller im Autograph seiner Partitur anführt. Die Coburger Aufführung vom Oktober 1857 im Hoftheater musste auf Anordnung des Herzogs auf allerhöchsten Befehl wiederholt werden. Nagiller hat dieses inspirierte Werk, das ihm in der Weltstadt Paris so leicht von der Hand gegangen war, zeit seines Lebens besonders geliebt, wie zahlreiche weitere Aufführungen unter seiner Direktion beweisen, u.a. in Bozen 1854.

Die letzten sieben Jahre seines überaus beachtlichen Künstlerlebens verbrachte Nagiller in Innsbruck, wo er 1867 zum Musikdirektor ernannt worden war. Und auch in dieser Position offenbarte sich sein nahezu unbändiger Pioniergeist. Er initiierte eine Vielzahl von Erstaufführungen, darunter groß besetzte Werke wie Oratorien von Händel, Haydn und Mendelssohn. Auch Symphonien Beethovens, Schuberts und Schumanns erklangen unter seiner kompetenten Leitung. Alle diese künstlerischen und organisatorischen Bestrebungen bündelte er ab 1872 in den Tiroler Musikfesten. Zu diesen musikalischen Großereignissen wurden alle verfügbaren Kräfte aufgeboten und exemplarische Meisterwerke der Musik dem Innsbrucker Publikum als die wohl ersten Tiroler Festspiele eindrucksvoll präsentiert.

TIROLER VOLKSMUSIKBALL

Samstag, 22. September 2007
Innsbruck, Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum

17-19 Uhr: Platzkonzert vor dem Landesmuseum

20 Uhr: Tiroler Volksmusikball

Der Tiroler Volksmusikball ist ein buntes Fest der Tiroler Volksmusik für jedermann. Im Mittelpunkt steht natürlich der Tanz. Darüber hinaus gibt es aber zahlreiche, überwiegend humoristische Einlagen, z. B. den Auftritt von Schnaderhüpfelsängern, musikalisch-theatralische Darbietungen und die Präsentation von Tiroler Musikoriginalen. Das Publikum ist nicht nur durch das Tanzvergnügen aktiv dabei, sondern kann sich auch selbst mit Musik und originellen Beiträgen in das Programm einbringen. So entsteht ein lebendiger, stimmungsvoller und fröhlicher Tiroler Abend.

Franz Baur

PERSONALE

Samstag, 3. November 2007, 20 Uhr: Konzert (1. Aufführung)
Sonntag, 4. November 2007, 20 Uhr: Konzert (2. Aufführung)
Innsbruck, Tiroler Landeskonservatorium, Konzertsaal

Franz Baur (* 1958 Hall in Tirol)
SMU für 21 Solostreicher
Musik für Streicher Lyrisches Konzert für Orchester (Uraufführung)
Auftragswerk des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum

Orchester Akademie St. Blasius Dirigent: Karlheinz Sießl

Kein Wort kommt jemals dem nahe, was Liebe wirklich ist. Nur das imaginäre Phänomen Musik kann dieses unbeschreibliche Gefühl in einem subjektiven Erlebnis- und Erfahrungsprozess zum Ausdruck bringen. Auf mehrere Sätze verteilt versucht dies Franz Baur mit seinem Lyrischen Konzert für Orchester, wobei der abschließende langsame Satz Höhepunkt und Apotheose darstellt: Die irdisch erfahrbare Liebe mündet in ihr absolutes Geheimnis jener unendlichen Liebe, die nur Gott kennt.

SMU wurde bereits im Herbst 2005 uraufgeführt. Bei diesem vierteiligen, sehr komplexen Werk für großes Streichorchester hat sich Franz Baur die Metamorphosen von Richard Strauss zum Vorbild genommen.

In der Musik für Streicher (UA Herbst 2006) geht es vor allem um das Kompositionskonzept, wie großartige harmonische Steigerungen aus eher unscheinbaren melodischen Verläufen entstehen können.

Franz Baur studierte Philosophie und Musikwissenschaft an der Universität Innsbruck sowie Komposition und Klavier am Tiroler Landeskonservatorium. Als Komponist erhielt er mehrere Preise. Aufführungen seiner Werke gab es in Österreich, Deutschland, Südtirol, in den USA und in der Ukraine. Er unterrichtet Tonsatz am Tiroler Landeskonservatorium und an der Universität Mozarteum in Innsbruck.

TIROLER WEIHNACHTSKONZERT

Samstag, 22. Dezember 2007, 13 Uhr: öffentliche Generalprobe
Samstag, 22. Dezember 2007, 16 Uhr: Konzert (1. Aufführung)
Samstag, 22. Dezember 2007, 20 Uhr: Konzert (2. Aufführung,
geschlossene Veranstaltung für die Sch llerbank)
Sonntag, 23. Dezember 2007, 16 Uhr: Konzert (3. Aufführung)
Sonntag, 23. Dezember 2007, 20 Uhr: Konzert (4. Aufführung)
Innsbruck, Tiroler Landeskonservatorium, Konzertsaal

Weihnachtsmusik aus Stift Stams


Carl Constanz (1747 Klausen/Südtirol Brixen/Südtirol 1817)
Pastoralmesse in D-Dur, um 1770

Edmund Angerer OSB
(1740 St. Johann/Tirol Fiecht 1794)
Offertorium (Weihnachtskantate): Dum medium silentium, um 1770

Johann Elias de Sylva (1715 Innsbruck Innsbruck 1798)
Sinfonia pastoritia (Weihnachtssinfonie), A-Dur, um 1770

Anonyma: Hirtenmusik u.a.

Solisten, Kammerchor und Kammerorchester des Ferdinandeums Dirigent: Josef Wetzinger

Das Musikarchiv von Stift Stams ist neben der Musiksammlung des Ferdinandeums eine der großen musikalischen Schatzkammern Tirols. Der Notenbestand, der vor allem auch eine Vielzahl von Quellen des späten 18. Jahrhunderts umfasst, ist aufgrund seines Inhalts wie seines ausgezeichneten Erhaltungszustands von überregionaler Bedeutung. Die wissenschaftliche Erschließung durch Hildegard Herrmann-Schneider (RISM Landesleitung Westösterreich & Referat Südtirol / Répertoire International des Sources Musicales / Internationales Quellenlexikon der Musik) ist noch im Gang, mit Jahresende 2006 umfasste die RISM-Datenbank für Stams knapp 6000 Titel allein an Musikhandschriften. Die einzigartige Stamser Musikaliensammlung enthält Kompositionen für die Kirche zu verschiedensten Anlässen und ebenso weltliche Werke wie Sinfonien, Singspiele oder Kammermusik, wie sie damals auch in einem Stift zur aktuellen, vielseitigen Musikpflege gehörten. Aus diesem reichen Fundus wird dieses Weihnachtskonzert gestaltet.
Carl Constanz, ein Sohn des Klausener Pfarrorganisten Franz Constanz, empfing 1770 die Priesterweihe. In den ersten Monaten des Jahres 1771 wurde er vom Brixner Fürstbischof Leopold von Spaur zum Musikunterreicht nach Salzburg geschickt. Dort verweilte er auch noch 1772, um sich im Orglschlagen zu perfectionieren. 1774 jedenfalls war er wieder in Brixen und leistete Dienste als Hofmusiker, 1775 trat er die Stelle des Hof- und Domorganisten an. Seit 1790 Dombenefiziat, versah er bis zu seinem Tod zudem das Amt des Pfarrorganisten von Brixen.
Edmund Angerer,
ein Sohn des St. Johanner Schullehrers und Organisten Stefan Angerer war von Kindheit an mit Musik vertraut. 1758 trat er in das Benediktinerstift St. Georgenberg-Fiecht ein. Seine Wahl fiel auf dieses Kloster, weil es damals ein bedeutendes Zentrum der Musikpflege war und vermutlich auch, weil es in unmittelbarer Nachbarschaft zum Wirkungsort seines Vaters lag, der damals Pfarrchorregent von Schwaz war. Edmund Angerer schuf nicht nur geistliche Werke, sondern vertonte auch originelle Singspiele. Vor allem aber ist er der tatsächliche Schöpfer der bezaubernden Berchtoldsgaden Musick, die als sog. Kindersinfonie weltweite Popularität erlangte.
Johann Elias de Sylva entstammt einer Südtiroler Familie aus Kaltern. Er besuchte in Hall das Gymnasium und gehörte dort wohl zu den Singknaben des Damenstifts. Nach seiner Priesterweihe kam er an die Pfarrkirche Innsbruck-St. Jakob und wirkte hier ab 1759 als Chorregent. De Sylvas Kompositionen haben sich vor allem im Stift Stams erhalten, darunter mehrere Messen und 9 Sinfonien, die ihn als ersten Tiroler Sinfoniker ausweisen. Das Tiroler Weihnachtskonzert ist das klingende Weihnachtsgeschenk des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum für alle Musikfreunde. Wie bereits alljährlich seit 1988 werden jedes Mal Neu-Entdeckungen aus Tirols großartiger Musikgeschichte vorgestellt. Im Mittelpunkt steht dabei eine festliche Weihnachtsmesse für Vokalsolisten, Chor und Orchester. Eingeflochten in die Messe sind musikalische Szenen der Weihnachtsgeschichte. Das Tiroler Weihnachtskonzert ist in seiner originellen Konzeption völlig einzigartig und international ohne Vergleichsbeispiel. In seiner berührenden Gestaltung hat es zahlreiche Freunde im In- und Ausland gewonnen. Alle bisherigen 19 Konzerte wurden jeweils auf CD dokumentiert (Innsbruck: Institut für Tiroler Musikforschung) und bringen somit die klingende Weihnachtsbotschaft über die Veranstaltungen hinaus zu vielen Menschen.

Idee, Gestaltung und Organisation: Manfred Schneider

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