CD 68

Kammermusik 4

P. Würthle, Das Goldene Dachl in Innsbruck, um 1840


Johann Baptist Gänsbacher unterhielt mit seinem engsten Freund Carl Maria von Weber eine lebhafte Korrespondenz. Inhalt dieser zumeist äußerst herzlichen Schreiben war mitunter auch das Eingeständnis von Liebschaften, deren wahre Identität die Freunde allerdings hinter den Bezeichnungen von Tonarten verbargen. Gänsbachers leidenschaftliche Phantasie A.F. für Violine und Klavier (Track 2) verweist auf ein solch verschlüsseltes Geheimnis. Mit A.F. ist offensichtlich die Gräfin Anna Firmian gemeint. Gänsbachers Beziehungen zum gräflichen Haus Firmian reichen in das Jahr 1801 zurück, wo er in Wien erstmals mit der aus Tirol stammenden adeligen Familie bekannt wurde. Aufgrund seines Talents und wohl auch einnehmenden Wesens wurde er alsbald wie ein Sohn in die Familie aufgenommen. Die fulminante Fantasie für Violine und Klavier ist 1811 in Prag entstanden. Damals muß Gänsbachers Leidenschaft zur Gräfin voll entflammt sein, wie auch durch andere Kompositionen aus diesem Jahr, etwa das graziöse E-Dur-Divertimento für Klavier zu vier Händen (vgl. CD 66), offenkundig wird. Weber schreibt um diese Zeit an Gänsbacher, der von Prag fortgezogen und als Offizier in das Kaiserjägerregiment in Innsbruck eingetreten war: ... Auch freut es mich doppelt wegen der Prager Äußerung, daß du nicht Kraft genug haben würdest, von Fdur zu lassen ...

Track 8, 1:40
Phantasie A.F.
Agitato