CD 70

Andreas-Hofer-Gedächtniskonzert 1995

Michael Praun, Altartafel (Detail) aus St. Cosmas und Damian in Bozen, 1593


Daß der Tiroler Komponist Johann Baptist Gänsbacher (1778-1844) ein würdiger Domkapellmeister zu St. Stephan in Wien war, beweist nicht zuletzt die auf dieser Produktion erstmals eingespielte große Messe in B-Dur aus dem Jahr 1808. Man versteht, daß Gänsbacher in seiner Autobiographie bemerken konnte, daß diese Messe in Deutschland viel Aufsehen machte. Mit diesem in vielen Details neuartigen und originellen Werk hatte der noch nicht dreißigjährige Komponist nicht nur ein Zeugnis seines bemerkenswerten Talents geliefert, sondern sich zugleich auch einen Platz in der vordersten Position im Bereich der Musica sacra seiner Generation errungen. Moderne stringente formale Disposition, die konsequent alle Weitläufigkeit vermeidet, ein durchwegs edler Gestus und die kompakte Instrumentationspraxis erheben dieses gekonnte Sakralwerk weit aus dem Mittelmaß damals üblicher klingender Produktion für die Kirche. Die durchwegs gediegene kontrapunktische Arbeit weist Gänsbacher als talentvollen Schüler von Beethovens Lehrer Johann Georg Albrechtsberger aus, während die oft kühnen harmonischen und melodischen Wendungen und der Drang zur Modernität signifikant für das Schaffen nahezu aller Eleven aus der Schule Georg Joseph Voglers sind, zu denen auch Gänsbachers enge Freunde Carl Maria von Weber und Giacomo Meyerbeer gehörten.

Track 7, 2:17
Messe Nr.3 in B
Agnus Dei