CD 75

Klavierwerke 2

Hammerflügel von Conrad Graf, Wien, um 1838 Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Musiksammlung


Der auf dieser CD erstmals dokumentierte Zyklus über ein Thema von Händel und die Pastoral-Variationen sind zu Ladurners Hauptwerken zu zählen. Beide Stücke zeigen ihren Autor als einen in theoretischen Belangen versierten Experimentator, der sich nicht scheut, stereotype formale Topoi wie Fantasie, Fuge und Sonate zu einem neuartigen Zyklusgedanken zu verknüpfen, und der ebenfalls der Technik der Variation neue Facetten abgewinnt. Dies demonstriert die ungemein komplexe, nahezu alle Parameter der Variationskunst umfassende Variation Nr. 15 im Zyklus der Pastoral-Variationen eindrucksvoll. Das Werk über das Thema einer Fuge von G. F. Händel in fis-Moll ist um 1830 in München gedruckt worden. Mit einer ganz ähnlichen Thematik hatte sich Ladurner schon Jahre früher in seinem Praeludium für das Klavikord nach einem Thema des G. F. Händel / Suite IV. Nr. 3 Courante / nachahment beschäftigt, ein Stück, das mit weiteren Autographen seiner Hand, darunter auch die Pastoral-Variationen, in der Musiksammlung des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum verwahrt wird. Das Thema ist fast identisch mit dem später verwendeten Fugenthema und gewissermaßen eine Vorstudie zu dem viel größeren Werk. Allerdings bleibt schwer erklärbar, warum Ladurner dieses an sich unscheinbare, wenig plastische Motiv zum thematischen Vorwurf für eine derart umfassende Komposition verwendet hat. Jedenfalls zeigt er sich in diesem Werk mehr als engagierter Theoretiker und Experimentator denn als ein auf äußere Wirkung und Brillanz bedachter Erfolgsautor. Dies gilt auch für die großartigen Pastoral-Variationen über ein eigenes Thema. Eine Vielzahl bewunderungswürdiger Details findet sich in dieser - wohl besten - Komposition von ihm.

Track 1, 1:10
Fantasie, Fuge und Sonate
Fantasie.Largo